Montag, 28. Juni 2010

Prejmer/Tartlau

Die Kirchenburg von Tartlau besaß über Jahrhunderte eine besondere strategische Bedeutung, weil sie am Ausgang des Buzaupasses liegt, über den der Haupteinfallsweg nach Siebenbürgen verlief. Das Dorf wurde zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert über 50 Mal angegriffen und zerstört. Die Kirchenburg konnte aber nur wenige Male eingenommen werden.


In das Innere der Anlage gelangt man durch einen 30 Meter langen Eingangstunnel, der mit Fallgittern und massiven Eichentoren gesichert ist. Die Innenseite der mächtigen Ringmauer ist mit über 270 Wohnzellen und Lagerkammern bebaut. Sie boten im Fall des Angriffs Platz für bis zu 1.600 Dorfbewohner. Einige Kammern sind heute als Museumsräume hergerichtet. Zwischen ihnen und entlang der Außenmauer verlaufen zahlreiche Treppen und Gänge, die für Besucher begehbar sind. Über sie erreicht man die Pechnasen und Schießscharten an der Außenseite der Ringmauer. Das Herumklettern in den dunklen und verwinkelten Wehrgängen ist ein besonders Erlebnis und gibt einen plastischen Eindruck von der Verteidigung im Belagerungsfall.

Montag, 21. Juni 2010

Dealu frumos/Schönberg

Schönberg liegt am Rande des malerischen Harbachtals. Schon von weitem bietet die Kirchenburg ein eindrückliches und für Siebenbürgen typisches Bild. An ihr lässt sich der schrittweise Ausbau der Verteidigungsanlagen seit dem ausgehenden Mittelalter sehr gut ablesen: Vor knapp 800 Jahren wurde mit dem Bau einer Pfeilerbasilika begonnen. Nach mehreren osmanischen Angriffen erfolgte der Ausbau der Befestigungsanlagen: Das Kirchenschiff wurde verkleinert, um Platz für zwei Wehrtürme zu schaffen. Um die Kirche herum errichtete man eine Ringmauer mit weiteren vier Türmen. In der Kirche wurden versteckte Kammern als letzter Fluchtmöglichkeit angelegt sowie ein Tunnel, der aus der Befestigung hinaus führte. In einer weiteren Bauetappe rund 100 Jahre später musste ein Teil der Ringmauern nach außen versetzt werden, weil der Burghof zu klein geworden war und im Angriffsfall nicht mehr die gesamte Dorfbevölkerung aufnehmen konnte. Spätere Ausbauten dienten vor allem der Vergrößerung der Lagerräume.

Montag, 14. Juni 2010

Stejarisu/Probstdorf


Es ist ein Wunder, dass Probstdorf bis heute existiert, denn die Urväter hatten es anfangs nicht einfach. Im 13. Jahrhundert kamen deutsche Siedler an den Harbach und gründeten ein Dorf. Sie errichteten Häuser, legten Felder an und bauten sich eine Kirche. Nach einer schweren Überschwemmung wurde die Siedlung zerstört und musste weiter hangaufwärts neu aufgebaut werden. In dieser Zeit bedrohten nicht nur osmanische Angriffe die Bewohner, sondern über mehr als 100 Jahre stritten sächsische Adlige und die Hermannstädter Probstei um den Besitz an Probstdorf. Die Bewohner ließen sich von all den Problemen nicht entmutigen und blieben.


Heute, über 600 Jahre später, ist die Kirchenburg als Zeuge dieser schweren Zeit erhalten geblieben. Sie befindet sich in der Mitte eines malerischen siebenbürgisch-sächsischen Dorfes. Eine österreichische Stiftung fördert vor Ort die Entwicklung des ländlichen Tourismus. Im Pfarrhaus direkt am Dorfanger stehen Gästezimmer zur Verfügung. In der Kirchenburg werden hausgemachte Marmelade, Honig, Saft und andere Produkte aus lokalem Anbau verkauft.


Montag, 7. Juni 2010

Cisnadioara/Michelsberg

In Michelsberg mussten der Sage nach heiratswillige Männer vor der Hochzeit einen mächtigen Felsstein auf die Kirchenburg hinauf rollen. Dies war keine ganz einfache Aufgabe, denn die Anlage befindet sich auf einem steilen Hügel über dem Dorf. Die so auf die Burg gekommenen Steine sollten im Belagerungsfall auf die Angreifer hinab gerollt werden. Dieser Brauch wird in Teilen bis heute fortgeführt. Immer wieder berichten junge Ehemänner, dass sie während der Hochzeitsfeier mächtige Felssteine auf die Burg schleppen mussten, um ihre – ebenfalls alten Traditionen folgend – während der Feierlichkeiten entführten Bräute freikaufen zu können.


In der Burg oberhalb des Dorfes findet man eine der ältesten Kirchen des Landes, die zwischen 1200 und 1250 entstanden ist und ein Zeugnis der Baukunst der Zisterziensermönche ist. Vom Kirchenschiff aus führen zwei Treppenstollen innerhalb der mächtigen Außenmauern in die Stümpfe der niemals vollendeten Türme.

Michelsberg war eines der wenigen Dörfer Siebenbürgens, das bis nach 1989 fast ausschließlich von Sachsen bewohnt war.