Dienstag, 10. November 2009

Kirchenburgen in ihrer Bedeutung anerkannt






Anfang Oktober diesen Jahres erlangten die Siebenbürgischen Kirchenburgen internationale Anerkennung. Sie sind für die Öffentlichkeit weltweit als gefährdete Denkmäler gelistet worden. Das Warnsignal lieferte die Leistelle Kirchenburgen dem World Monuments Fund, einer gemeinnützigen, internationalen Organisation mit Hauptsitz in New York, die sich weltweit für die Erhaltung von Denkmälern und historischen Stätten einsetzt. Dieser stellt alle zwei Jahre eine Liste der 100 meist gefährdeten Kulturdenkmäler, die List of Most Endangered Monuments zusammen. Mit Hilfe der Liste wird die internationale Öffentlichkeit auf die bedrohten Denkmäler aufmerksam gemacht, um Spenden und Sponsorengelder für deren Erhaltung einzuwerben. Durch den weltweiten Aufruf für gefährdete Denkmäler sind bereits hunderte davon gerettet worden oder sind derzeit ausser Gefahr gesetzt. Dies lässt nun auch für die Kirchenburgen eine neue und begründete Hoffnung aufkommen. Meist strategisch in der Dorfmitte plaziert oder auf der Anhöhe etwas abseits des Dorfes als Zeitzeuge gelegen, sind die siebenbürgischen Kirchenburgen in einer einmalig malerischen Landschaft eingebettet. Es sind architektonisch und kulturhistorisch hervorragende Denkmäler, die trotzdem bisher weder im In- noch im Ausland hinreichend bekannt sind.


Die meisten sind dem Verfall preis gegeben, da die häufig nur noch kleinen Gemeinden der Siebenbürger Sachsen trotz der Unterstützung durch die Heimatortsgemeinden in Deutschland oftmals weder die finanziellen Ressourcen noch die personelle Kraft haben, die Kirchenburgen denkmalgerecht zu erhalten. Es gibt zahlreiche Kirchenburgen die durch keine Gemeinde mehr genutzt werden, was den Verfall der Gebäude beschleunigt. Vor zwei Jahren hat der Eigentümer der Kirchenburgen, das Landeskonsistorium der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien die Leitstelle Kirchenburgen gegründet, ein Büro das finanzielle Ressourcen bündeln und an einem Konzept für das Stoppen eines weiteren Verfalls der Kirchenburgen arbeiten soll. Seitdem gibt es wichtige erste Erfolge zu verzeichnen – von den insgesamt 160 vorhandenen Kirchenburgen wurden 12 Kirchendächer über das sogenannte Dachprogramm repariert, Fördergelder wurden eingeworben, standardisierte Planungsverfahren wurden einführt und angewandt, eine Datenbank bezüglich dem baulichen Zustand und der Nutzung aller Kirchenburgen wurde aufgebaut, Leitfäden und technische und informative Materialien erstellt. Im Dezember letzten Jahres ist durch dieses Büro ebenfalls ein Antrag auf EU-Strukturmitteln für 18 Kirchenburgen (Achse 5.1, Tourismus) in einem Förderumfang von etwa 5 Millionen Euro abgegeben und in einer ersten Phase genehmigt worden. Dieses war ein erster Schritt um diese Bauwerke als wichtigen Bestandteil der gesamten Kirchenburgenlandschaft langfristig zu erhalten. Die Bemühungen der Leitstelle Kirchenburgen erfahren nun durch die Anerkennung durch den World Monuments Fund eine besonders kraftvolle Unterstützung. Es geht um die Erfahrung einer seit über 40 Jahren und in mehr als 90 Ländern aktiven renommierten Organisation. Dessen exzellent ausgebildete Experten haben effiziente Maßnahmen für den Erhalt von bedeutenden architektonischen und kulturellen Stätten ausgeführt. Der WMF konzentriert sich aber nicht bloss auf den baulichen Erhalt der Denkmäler sondern unterstützt lokale Gemeinschaften beim Aufbau infrastruktureller, finanzieller und technischer Strukturen um das kulturelle Erbe angemessen zu bewahren. Er macht auf den Konflikt zwischen Vergangenheit und Gegenwart aufmerksam. Das Ziel dabei ist der Schutz und Erhalt der Umwelt, indem Wachstum gleichermassen gefördert und behutsam gemanagt wird. Damit sollen Gemeinschaftswerte erhalten werden. WMF gewährleistet ebenfalls Informationsaustausche zwischen Experten, Erziehungsmassnahmen für die Öffentlichkeit sowie Training für Handwerker in traditionellen und modernen Handwerksmethoden. Die 1996 ins Leben gerufene Initiative zur Auflistung der 100 meist gefährdeten Kulturdenkmäler  hat der Hälfte der gelisteten Kultur- und Denkmalstätten eine WMF Förderung in Höhe von 34 Millionen Euro eingebracht, was wiederum zum Einwerben zusätzlicher Finanzierungen in Höhe von 102 Millionen Euro verholfen hat. Die WMF Liste 2010 führt 93 gefährdete kulturelle und architektonische Stätten aus insgesamt 47 Ländern an. Damit ist die Landschaft der Siebenbürgischen Kirchenburgen in ranghoher Gesellschaft zwischen Machu Pichu in Peru und Phajoding, einem abgelegenen Kloster im Buthan Gebirge.


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